تعليقات صحفية
صحيفة الشعب اللايبزغية
٢٤ أبريل ٢٠٠٣
Von Gunter Böhnke und Bernd Lindner ebenso kenntnisreich und liebenswürdig wie witzig kommentiert, begegnet uns da eine Welt, die nicht mehr existiert. Und dennoch vertraut ist. Mitsamt den traurigen Gemüseauslagen sogar in der Hauptstadt Berlin, den Höhenflügen volkseigener Möbelanfertigung in einer Leipziger Wohnung, dem stolzen Sammler von Abzeichen, die dazumal noch nicht Sticker hießen, aber schon „in“ waren. Oder dem bunten Publikum der Moritzbastei und der Ödnis von Neubausiedlung, irgendwo in der „Republik“, die ihr Kürzel dazumal unter anderem mit „Der Doofe Rest“ buchstabierte. […] Mahmoud Dabdoub macht sich über all das genauso wenig lustig wie das Autorengespann. Nein, man nimmt den Gegenstand ernst, lachend und weinend, jenseits von Ostalgie. Ein bißchen à la „Goodbye, Lenin!“ das Ganze, aber es heißt sachlich „Alltag in der DDR“.
صحيفة فرانكفورتر الجماينه
14. Juli 2003
Obwohl die blauen Kacheln fehlten, war der Plattenbau nicht nur traurig. Seit die DDR untergegangen ist, dürfte sie zum meistfotografierten Land der Welt avanciert sein. Die Fotobücher über sie sind inzwischen jedenfalls Legion. (…) Wenn also nun auch der Leipziger Passage-Verlag einen Schwarzweiß-Bildband über den „Alltag in der DDR“ veröffentlicht und im Untertitel „Fotos aus den 80er Jahren“ verheißt, müßte das nicht mehr sonderlich auffallen. Auch das hübsche Vorwort, das der Leipziger Kabarettist Gunter Böhnke der sachlich-fachlichen Einleitung des Kultursoziologen Bernd Lindner zur Seite stellt, wäre für sich allein bestenfalls eine Fußnote wert: Bei Böhnke erfährt der immer noch zum Staunen bereite West-Leser, daß die Westmark jenseits der Elbe „Blaue Kachel“, das eigene Zahlungsmittel aber „LOM“ (lumpige Ostmark) genannt wurde – und daß der Name der weiland schwedischen Popgruppe ABBA im Osten auch als aufmüpfig-unanständige Abkürzung für die Zusammenkünfte der „Blockflöten“-Parteien diente.
Wirklich der Erwähnung wert aber machen den Band der Name und die Biographie des Fotografen: Mahmoud Dabdoub. Der 1958 im Libanon geborene Palästinenser kam 1981 nach dem Abitur in Beirut und zweijähriger Arbeit in einem dortigen Kulturbüro zum Studium an die Hochschule für Grafik und Buchgestaltung nach Leipzig, wo er bis heute lebt. Nein, Dabdoub lehrt uns nicht einen ganz neuen Blick aufs alte Land, der durch seine zunächst noch fremde, allmählich aber ganz normal-neugierige Perspektive möglich geworden wäre. Und doch zeigen seine Fotos bei allem Realismus für die graue Zeit immer auch eine Spur Sympathie: nicht für das System, wohl aber für die Menschen des Gastlandes, das langsam zur Wahlheimat wird. So ist die junge Frau, die auf unserer Abbildung aus dem Jahr 1983 die triste Fassade eines Plattenbaus in Leipzig-Grünau durch ihre bloße Anwesenheit sprengt, am Ende ein schönes Sinnbild für den ganzen Band, der überdies mit technischer Raffinesse und chronistischer Genauigkeit aufwartet.
مجلة الدفاع الإتحادي
أيلول ٢٠٠٣
يصعب على جيل اليوم أن يتصور الحال الذي كانت عليه ألمانيا الشرقية السابقة قبل 15 عاما. المصور محمود دبدوب قام خلال سنوات الثمانينيات بالتقاط صور لما رآه جديرا بالملاحظة، مقدما لنا لمحة عن الإشتراكية كما كانت توجد على أرض الواقع قبل سقوط الجدار.
صحيفة "ألمانيا الجديدة"
2. Oktober 2003
Einst orakelte der ostdeutsche Volksmund: „Die DDR wird es nur noch bis zum Jahr 2009 geben. Dann wird sie 60 und kommt ins Rentenalter. Und dann fährt sie ganz legal in den Westen.“ Nun, sie hat sich schon etwas früher verflüchtigt. Wieviele Bürger der Bundesrepublik werden sich morgen des vor 13 Jahren verschwundenen Staates erinnern? Eine Gedenkstunde ist nicht nötig, ein Parteilehrjahr in memoriam unangebracht. Aber einige Minuten des Erinnerns und Vergewisserns können nicht schaden. Was ist verloren, was ist gewonnen? Mahmoud Dabdoub kann helfen.
Style & The Family Tunes
November 2003
In Zeiten, in denen der Alltag in der DDR in sogenannten Ostalgie-Shows „verarbeitet“ wird, sehnt sich manch einer nach einem authentischeren Blick, der auch Raum läßt für die Widersprüchlichkeiten des Lebens im realen Sozialismus. Ohne es zu merken, verkaufen Ostalgiker ihr Lebensgefühl an den vermeintlich verhaßten Kapitalismus und entdecken dabei nichts anderes als ihre eigene Entfremdung. Die Fotos Mahmoud Dabdoubs aus dem DDR-Alltag der 80er Jahre stellen dieser Falle etwas entgegen. […]
Fotografische Abbildungen des Alltags bergen in ganz besonderer Weise die Gefahr, das Bild als Realität zu nehmen und daraus Aufschluß auf die reale Gesamtheit der Welt gewinnen zu können. Der französische Philosoph Roland Barthes schrieb einmal verärgert, wir würden durch Alltagsfotografie an der Oberfläche einer Identität festgehalten und durch Sentimentalität gehindert, in den späteren Bereich der menschlichen Verhaltensweisen einzudringen, wo die historische Entfremdung jene „Unterschiede“ schafft, die wir schlicht und einfach „Ungerechtigkeit“ nennen. In der DDR der 80er Jahre gab es diese Ungerechtigkeiten durchaus und Dabdoubs Bilder zeigen sie unverschämt offen.
Stern spezial
März 2004
Gerade mal ein gutes Dutzend Jahre ist die „DDR im Gebrauchszusammenhang“ verschwunden – in den unspektakulären Bildern des Palästinensers Dabdoub, der ab 1981 in Leipzig studierte, ist das ferne Land noch einmal voller Staunen zu besichtigen.